Lobbacher Geschichte
Abgesehen von dem europaweit konkurrenzlosen Fund von Mauer gibt es frühe Besiedlungsspuren in unserem Raum durch Funde aus der Jungsteinzeit in Neckargemünd, Schatthausen, Baiertal und an der Kleinen Spechbach, aus der Römerzeit bei Meckesheim, Mönchzell, Dilsberger Hof, Biddersbach – und eine kleine Ansiedlung wiederum in der Kleinen Spechbach. Die Funde in diesem Teil der Spechbacher Gemarkung wurden noch bis 1911 Lobenfeld zugerechnet. Jüngere wissenschaftliche Berichte katalogisieren die Klein-Spechbacher Funde natürlich nach den aktuellen Gemarkungsgrenzen. Eine andere römische Ansiedlung befand sich wohl nördlich des Biddersbacher Hofes.
Erst zur Stauferzeit wird die Ortsgeschichte wieder faßbar. Etwa 1145 legte Meginlach von Obrigheim, der das staufische praedium Lobenfeld zu Lehen hatte, dieses Gut „auf Bitten des Bischofs von Worms auf den Altar der Augustinerchorherren zu Frankenthal“ zur Gründung eines Klosters. Dazu verzichtete König Konrad III. auf seine Lehenshoheit. Das Kloster stand fortan unter seinem Schutz. Die Bestätigung findet sich in einer Urkunde Friedrichs I. Barbarossa von 1187, die auch Biddersbach als frühen Klosterbesitz erwähnt.
Die Rechte am königlichen Forst im großen Neckarbogen, begrenzt durch Elsenz und Leimbach, lagen seit 988 beim Bischof von Worms, damit auch die kirchliche Zuständigkeit. Der Wormser Einfluß wird – wie bei den Kirchenbauten in Frankenthal und Seebach – auch an den Ostteilen der Klosterkirche Lobenfeld deutlich. Nach deren Fertigstellung um 1180/90 wurde die Bautätigkeit aus nur zu vermutenden Gründen eingestellt. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß Lobenfeld seit Anbeginn ein Frauenstift gewesen ist, das ein Prior nach außen vertrat. Etwa 1240 entstanden die einmaligen Wandbilder im Chor.
Die Ende des 13. Jahrhunderts bereits existierenden Meckesheimer und Stüber zenten entstanden möglicherweise aus der königlichen Verwaltung zu Wimpfen. Zur Meckesheimer Zent gehörten schließlich auch die Dörfer Lobenfeld (1229) und Waldwimmersbach (1306 erstmals erwähnt). Ein Schultheiß ist für Lobenfeld 1229, für Waldwimmersbach 1337 bezeugt. Das in diesem Jahr erwähnte Dorfgericht war wahrscheinlich – wie Endes des 16. und Anfang des 17. Jhs. – für beiden Dörfer zuständig. Bereits 1330 verfügte Kurpfalz über die Meckesheimer Zent.
Der klösterliche Langhausbau des 14. Jahrhunderts nahm das ursprüngliche, dreischiffige Konzept schon deshalb nicht auf, weil Lobenfeld spätestens seit 1270 dem Zisterzienserorden angehörte, der seine Frauenkonvente lediglich mit einer langen Halle mit einem schlichten Sanktuarium ausstattete (Beispiel: Lichtental/Baden-Baden).
Vor 1364 ging auch die königliche Schutzherrschaft für das Kloster an Kurpfalz. Den erneuten Ordenswechsel 1436 zum Benediktinerorden mit dem Ziel der Annahme der Bursfelder Convention (bestätigt durch päpstliches Dekret von 1459) hatte Otto I. von Mosbach in Abstimmung mit den (Erz-)Bischöfen von Mainz und Würzburg für die Klöster der Region empfohlen.
Aus einem Vergleich von 1489 zwischen dem Kloster und den Gemeinden Waldwimmersbach und Lobenfeld geht hervor, daß sich beider Pfarrkirche und Begräbnisplatz bei der Ansiedlung Biddersbach befand. Die Zuständigkeiten der Äbtissin und der Gemeinden waren genau bestimmt. 1494 wurde eine Kapelle in Waldwimmersbach erwähnt, die dem Kloster gehörte und von Biddersbach versehen wurde.
Das herrschaftliche Jägerhaus in Waldwimmersbach war damals längst wichtiger Stützpunkt großer Treibjagden. War der Kapellenbau dadurch motiviert? Eine Karte von 1798 bezeichnet den Ausflugs- und Rastplatz „Steinerner Tisch“ nördlich von Waldwimmersbach noch als „Prinzentisch“. Die Biddersbacher Kirche war auch Wallfahrtsort. Die damit verbundenen Marktrechte wurden 1544 der Stadt Neckargemünd übertragen, die daraus noch heute den Katharinenmarkt feiert.
Nach der Pfälzer Reformation (1556) wurde auch Kloster Lobenfeld aufgehoben. Die umfangreichen Liegenschaften, wie auch die ehemals Ellwangische Propstei Wiesenbach, verwaltete bald ein Schaffner für die Geistliche Administration in Heidelberg. Von 1629 bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges – mit dem schwedischen Intermezzo – verfügten die Heidelberger Jesuiten über das Kloster, 1664-1669 nutzten es englische Sabbatarier, 1672 übernahmen Flüchtlinge aus der Schweiz die Bewirtschaftung der Klostergüter.
Die Pfälzer Religionsdeklaration 1705 gab sowohl die Klosterkirche als auch die Wimmersbacher Kapelle in die Hand der Evangelischen. Der katholische kurpfälzische Forstmeister Wolf in Waldwimmersbach ließ sich zusammen mit der Gemeinde die Errichtung eines katholischen Gotteshauses besonders angelegen sein. Die Weihe war 1740 möglich. Die barocke Innenausstattung wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erworben. Für die evangelische Gemeinde wurde 1792 eine schlichte Kirche an Stelle der längst zu klein gewordenen alten Kapelle errichtet. Die Einrichtung einer pfalzgräflichen Stuterei in Biddersbach war kein Erfolg. Der Hof wurde an Glaubensflüchtlinge aus Piemont verpachtet und kam im 19. Jahrhundert – wie der westliche gelegene Klingentaler Hof – in den Besitz der Fürsten Wrede. Das kurpfälzische Unteramt Dilsberg war längst Verwaltungsinstanz des Gebietes geworden. Auch die Jurisdiktion in Lobenfeld, die die Schaffner geübt hatten, ging schließlich dorthin über. Der außerordentlichen Beengtheit der Dilsberger Verhältnisse sollte im letzten Jahr des 18. Jahrhunderts abgeholfen werden: die kaiserliche Poststation in Waldwimmersbach und die verkehrsgünstige Lage förderten die Absicht, das neue Forsthaus umzubauen und Waldwimmersbach zum Amtssitz zu erheben. Der Antrag fand angesichts der sich anbahnenden politischen Veränderungen keine Zustimmung mehr. (Das Forsthaus wurde später evangelische Pfarrei für die Gemeinden Waldwimmersbach und Lobenfeld.)
Mit dem Anfall an Baden 1803 unterstanden beide Dörfer dem neuen Oberamt Neckargemünd, 1857-63 dem Bezirksamt Eberbach, dann dem Amtsbezirk bzw. Landkreis Heidelberg (heute Rhein-Neckar-Kreis). Erst 1904 erhielt die katholische Gemeinde Lobenfeld ein eigenes Gotteshaus, gleichzeitig wurde Lobenfeld Kuratie, der auch die Gemeinden Waldwimmersbach und Mönchzell zugeordnet wurden.
Auf dem Gelände des Biddersbacher Hofes befindet sich seit 1973 der Golfplatz Heidelberg-Lobenfeld, der nach wenigen Jahren den größten Teil des Geländes erwerben konnte. Lobbach – nach dem Bach, der beide Ortsteile berührt – gibt es seit der Gemeindereform ab 31. Dezember 1974.